„Ich bin so unvernünftig und finde Fußball immer noch toll“


Runge.FT.Braunschweig.U19.gegen.SV.Eichede.U19.2020 copyUnsere A-Jugend kann auch in der kommenden Saison auf ihr eingespieltes Funktionsteam setzen. Cheftrainer Thomas Runge bedauert die lange Pause vor allem für seine Spieler, sieht die U19 für die kommende Spielzeit aber dennoch gut aufgestellt.

Drei Monate Vorbereitung und drei Regionalliga-Spiele lagen hinter unserer A-Jugend, ehe der Trainings- und Spielbetrieb im Oktober erneut unterbrochen wurde. Verlassen kann sich die U19 aber nach wie vor auf ihr Funktionsteam. Auch in der kommenden Saison wird das Gespann um Thomas Runge die Mannschaft betreuen. Im Interview spricht der Cheftrainer über die Entwicklung des Teams, seinen Umgang mit der Situation und die Aussicht auf einen Wiederbeginn.

Hallo Thomas! Seit Oktober hast du deine Spieler nicht mehr gesehen. Wie sieht dein aktuelles Tagesgeschäft als Trainer aus?

„Zurzeit ist nicht viel los. Wir haben den Spielern Aufgaben mitgegeben und halten über die Online-Möglichkeiten den Kontakt zum Team. Es ist eine schwierige Situation, die normalen Abläufe fehlen einem da schon.“

Was fehlt dir am meisten aus dem Fußball-Alltag?

„In erster Linie die Arbeit mit den Spielern unter der Woche. Einfach die sozialen Kontakte und die Gespräche, die man führt.“

Zurzeit deutet vieles auf einen Saisonabbruch hin. Für die Regionalliga stand bereits im Voraus fest, das nur eine Hinserie gespielt werden würde. Somit würden noch 13 Spiele verbleiben. Hast du noch Hoffnung, die Saison sportlich beenden zu können?

„Das sehe ich nicht realistisch. So ein Pensum kann man auf dieser Ebene nicht einfach mal wegspielen. Es ist sicherlich schwer, unter der Woche mal zu einem Spiel nach Flensburg zu fahren. Insgesamt ist es sehr schade, weil wir auf diesem Niveau mithalten können und wirklich eine gute Mannschaft zusammen haben.“

Störmer.FT.Braunschweig.U19.gegen.SV.Eichede.U19.2020

Mit einem 3:0-Sieg bei der FT Braunschweig war die U19 in die Regionalliga-Saison gestartet.

Was bedauerst du am meisten an der aktuellen Situation?

„Für die Jungs tut mir diese Situation natürlich leid. Vor allem für die, die nächste Saison in den Herrenbereich aufrücken. Es sind viele überdurchschnittlich talentierte Spieler, die überhaupt nicht auf sich aufmerksam machen konnten. Auch für ihre künftigen Trainer wird es eine schwere Aufgabe, weil sie zum Großteil gar nicht wissen, wie sie die Spieler einschätzen können.“

Vor dem Saisonauftakt habt ihr bereits eine dreimonatige Vorbereitung absolviert. Dazu kamen mehrere Leistungstests, sowie Testspiele und Turniere. Inwiefern hat sich das Team in diesem Zeitraum weiterentwickelt?

„Die Mannschaft hat sich total entwickelt. In den bisherigen Punktspielen waren wir jeweils die bessere Mannschaft. Selbst bei der 0:3-Niederlage gegen Tabellenführer Calenberger Land, wo wir eine Halbzeit in Unterzahl gespielt haben. Das ist jetzt natürlich obsolet, aber ich bin überzeugt, dass wir oben mitgespielt hätten. An sich ist aber festzuhalten, dass sich die Spieler weiterentwickelt haben und wir einige herausragende Persönlichkeiten im Team haben.“

Wie sehr kamen die bisherigen Darbietungen deiner Spielidee entgegen?

„Unsere Spielauffassung ist ja eher von einfacher Natur, von daher hat es dafür keine lange Anlaufzeit gebraucht. Entscheidend sind vor allem die Grundtugenden. Als ich sah, wie sehr die Flügelspieler mit nach hinten gearbeitet haben, war ich schon sehr zufrieden. Am Anfang hat uns vorne im Zentrum sicherlich Kevin Öz gefehlt, der letzte Saison die meisten Treffer erzielt hat.“

Tonder.SV.Eichede.U19.gegen.Eintracht.Nordersttedt.U19.2020

Am zweiten Spieltag trotzte das Team Eintracht Norderstedt ein 2:2-Unentschieden ab.

Befürchtest du, dass vieles, was ihr euch erarbeitet habt, nun verloren gegangen ist?

„Ich habe kein festes System, was ich für alle Mannschaften immer gleichermaßen anwende. Da ist vieles schon auf die Typen im Team angepasst. Von daher glaube ich auch, dass die Automatismen schnell greifen würden, wenn wir wieder anfangen. Die Jungs sind hochmotiviert und haben einfach Lust auf Fußball, von daher mache ich mir auch um die konditionellen Zustände keine Sorgen. Ganz allgemein befürchte ich aber, dass Spieler durch die Corona-Pause etwas überdrüssig werden und die Freude am Teamsport verlieren. Wenn ein Spieler deshalb die Entscheidung trifft aufzuhören,  ist das nachvollziehbar und muss auch respektiert werden. Ich glaube aber, dass so etwas in unserer Mannschaft nicht der Fall ist.“

Trotz der Widrigkeiten kann sich die U19 auf ihr Funktionsteam verlassen. Mit dir als Cheftrainer sowie André Philipp, Willi Loss und Niclas Warsteit im erweiterten Trainerstab seid ihr seit nunmehr zwei Jahren gleichermaßen aufgestellt. Ist diese Kontinuität euer großes Plus?

„Auf jeden Fall! Wir arbeiten eng zusammen. Es gibt hin und wieder unterschiedliche Meinungen, am Ende ist das aber immer konstruktiv. Diese Zusammenarbeit ist wirklich toll. So etwas macht auch diesen Verein aus.“

Wie seid ihr für die kommende Saison gewappnet? Bereits jetzt sind ja einige Spieler im Kader, die auch 2021/22 noch A-Jugend spielen können.

„Unser Prinzip ist ja, überlappend zu arbeiten, dass wir die verschiedenen Jahrgänge miteinander kombinieren können. Davon haben wir bislang profitiert und das wird auch in der nächsten Saison so sein. Wir haben eine gute Basis an Spielern aus dem aktuellen Kader, dazu kommen dann einige aufregende Spieler aus der U17.“

Selimi.Vollrath.Rexin.SV.Eichede.U19.2020

Wann eine Rückkehr in den Trainingsbetrieb erfolgen kann, ist ungewiss.

Wie bist du selber auf einen Wiederbeginn eingestellt? Stimmt dich der Gedanke euphorisch oder geht man da mittlerweile schon demütig heran?

„Für die aktuellen Maßnahmen habe ich absolutes Verständnis. Die Unterbrechung des Trainings- und Spielbetriebes ist, um ehrlich zu sein, eines der kleinsten Probleme, welches wir aktuell in unserer Gesellschaft haben. Ich kann von daher auch nachvollziehen, wenn wir uns noch länger gedulden müssen. Wenn wir aber wieder loslegen dürfen, bin ich vorbereitet. Ich habe die Trainingspläne schon in der Schublade liegen. Ab dann habe ich richtig Bock darauf. Ich bin so unvernünftig und finde Fußball einfach immer noch toll.“ // 

 


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